Jetzt sind wir neugierig. Findet sich denn auch eine Geschmacksrichtung wie umami, die man vor allem durch die japanische Küche kennt, bei Wein wieder?
Eine maßgebliche Erkenntnis zu diesem Thema verdanke ich Fumiko Tokuoka vom Weingut Biffaraus Deidesheim in der Pfalz. Sie hat mich darauf hingewiesen, dass gereifter Riesling häufig umami schmeckt. Sie hat recht! Und vielleicht kann man diese Entdeckung sogar noch ausweiten: Auch gereifte Champagner (und Sekte) zeigen meiner Meinung nach umami-Töne. Ein Grund dafür könnte sein, dass beim Abbau von Hefezellen, die noch aus der Gärung im Wein sind, Aminosäuren entstehen, unter anderem Glutaminsäure, die die umami-Rezeptoren unseres Geschmackssinns triggert. Wenn diese Vermutung stimmt, müsste eigentlich jeder Wein, der unfiltriert abgefüllt wurde, mit der Zeit umami-Töne bekommen.
Ein Tipp übrigens für alle, die sich schwer damit tun, umami zu identifizieren: einfach etwas Dashi selbst herstellen – der Aufwand ist nicht groß – damit lässt sich die umami-Wahrnehmung trainieren, im selben Stil, wie wir in Wasser gelöstes Koffein für die Wahrnehmung bitter oder Kochsalz für die Wahrnehmung salzig verwenden.
Das probieren wir auf jeden Fall mal aus! Was sollten wir noch über die japanische Genusskultur wissen?
In Ihrer Neigung, Wein und Speisen zu kombinieren, hat die japanische Genusskultur eine große Ähnlichkeit zur französischen. Und noch etwas finde ich bemerkenswert und faszinierend: Wenn man einem Sushi-Meister beim Schneiden von Sashimi zuschaut – ist dies im wahrsten Sinn des Wortes messerscharfe Präzision! Die Schnittführung, die Kante muss genau so und nicht anders sein. Und dann entsteht genau aus diesen abstrakten Überlegungen beim Essen eine solche Sinnlichkeit!
Vielen Dank, Herr Ulrich Sautter, für Ihre spannenden Einblicke und das informative Interview.